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Die Geschichte der Martin-Luther-Kirche

Im Jahre 1527 wird die Stadt Oberwiesenthal auf Grund des einsetzenden Silberbergbaus als Neustadt Wiesenthal durch die Herren von Schönburg gegründet.

Zunächst gehörte die Stadt kirchlich zu Unterwiesenthal,
welches bereits 1455 urkundlich erwähnt wird und in Höhe des heutigen Bahnüberganges eine eigene kleine Kapelle besaß.
Um das Jahr 1575 wird die erste Kirche hier gebaut.
Es war ein kleiner schlichter Fachwerkbau mit einem Dachreiter.
Der Glockenturm stand in Höhe des Marktes auf der Kirchgasse.

Zur Kirchgemeinde gehörten bis 1650 auch die angrenzenden böhmischen Orte. Im Jahre 1578 wird die Kantorei gegründet,
eine der ältesten obererzgebirgischen Kantoreien. Bis zum Jahre 1633 brach viermal hier die Pest aus. Auch der Dreißigjährige Krieg verschonte unsere Stadt nicht. 1621 zog der kaiserliche Feldherr Tilly mit seinen Truppen hier durch. In diesen Jahren wurden aus Böhmen alle evangelischen Pfarrer ausgewiesen; 13 davon sollen allein in Oberwiesenthal gewesen sein. Um das Jahr 1650 kamen 800 Exulanten aus St. Joachimsthal nach Oberwiesenthal, die wegen ihres evangelischen Glaubens aus Böhmen ausgewiesen wurden.

In den Jahren 1652 bis 58 baute man an die Kirche einen massiven Turm aus Stein an. Da die Kirche auf Grund der ungünstigen Witterung sehr baufällig und auch zu klein geworden war,
entschloss man sich zu einem Neubau, der von 1665 bis 1669 auf Betreiben der Joachimsthaler ausgeführt wurde. Die nun zweite Kirche war wesentlich größer als die alte, besaß innen eine reiche Barockausstattung und ein Tonnengewölbe aus Holz.
Am 5. August 1862 fiel die Kirche, zusammen mit dem Pfarrhaus,
der Schule und weiteren 63 Häusern einen Stadtbrand zum Opfer.
Von 1862 bis 1866 erfolgte der Neubau unserer jetzigen Kirche,
der von Architekt Wendler aus Zschopau im neugothischen Stil ausgeführt wurde.

Das Altargemälde stammt vom Historienmaler Andreä aus Dresden und wurde 1867 enthüllt. Der Taufstein aus Zöblitzer Serpentin und Sandstein, die Kanzel mit den Schnitzfiguren der 4 Evangelisten und die Jesusfigur sind ebenfalls aus dieser Zeit. Die wertvolle Orgel wurde 1866 von Gotthilf Bärmig aus Werdau fertiggestellt und besitzt 26 Register auf 2 Manualen und Pedal. Eine Renovierung der Orgel erfolgte 1963, eine grundlegende Erneuerung wurde 2009 vorgenommen). 1880 wurde die Kirche erstmals unter der Leitung von Prof. Arnold, Dresden ausgemalt. 1899/1900 wurden die farbigen Glasfenster eingebaut, die nach Vorlagen von Prof. Winterstein aus Leipzig in der dortigen Kunstwerkstatt Schulze und Stokingen angefertigt wurden. Die Glasgemälde zeigen Szenen aus der biblischen Geschichte und der Kirchengeschichte. Jeweils in der Mitte befinden sich die Fenster der hohen kirchlichen Feste rechts das Pfingstfenster, links das Weihnachtsfenster. Das Altarbild zeigt das Ostergeschehen der Auferstehung Jesu. Neben dem Pfingstfenster befindet sich das Reformationsfenster »Luthers Thesenanschlag«.

1926/27 wurde die Kirche umfassend renoviert und am 14. August 1927 durch den Landesbischof Dr. Ihmels neu geweiht. Dabei erhielt sie den Namen Martin-Luther-Kirche. Im zweiten Weltkrieg mussten die zwei größeren Bronzeglocken abgeliefert werden, die 1948 durch ein neues Stahlgussgeläut der Gebrüder Schilling in Apolda ersetzt wurden (ES G B ). 1968 erfolgte die Umgestaltung des Kirchturms.
An die Stelle der baufälligen Sandsteinspitze wurde eine Kupferhaube gesetzt. Von Januar bis März 1977 wurde die Kirche innen renoviert und umgestaltet. Die Außenrenovierung der Kirche wurde in den Jahren 1978 und 1979 durchgeführt. Die Renovierungsarbeiten sind ohne landeskirchlichen und staatlichen Beihilfen allein von der Oberwiesenthaler Kirchgemeinde finanziert worden. Sie belaufen sich seit 1968 auf etwa eine halbe Million Mark.

In der Kirche befinden sich zwei alte Leuchter, in der Mitte und neben der Krippe, die aus der alten Kirche gerettet werden konnten. Ein 200 Jahre altes handgeschmiedetes Gitter befand sich zunächst an einer Begräbnisgruft auf dem Friedhof und wurde 1977 in der Kirche aufgestellt. Zwei sehr alte Grabplatten befinden sich im Vorraum der Kirche. Am Haupteingang ist die berühmte Oberwiesenthaler Krippe zu sehen. Sie wurde von dem Schnitzer Carl Hertelt 1896 geschaffen und ist noch im Originalzustand erhalten.

Von Dezember bis Ende Februar sind jeweils über 200 Schnitzfiguren aufgestellt. Nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten im Jahre 1990, herrschte die Meinung, unsere Kirche sei in einem guten Zustand. Bald wurden aber überall Schäden sichtbar. Auf Initiative von Gemeindemitgliedern gründete Pfarrer Stein den Förderverein zur Erhaltung der Martin-Luther-Kirche e.V. am 21. Juni 2000. Durch Mitgliedsbeiträge, Benefizkonzerte und Spenden wurden im Laufe der Jahre eine beträchtliche Summe angespart, so dass im Jahre 2002 mit der Dachsanierung der Kirche begonnen werden konnte. Wie notwendig diese und in welchem Zustand Balken und Ringanker waren, wurde erst im Laufe der Reparaturen sichtbar. Einen schneereichen Winter hätte das Kirchendach nicht mehr überstanden. Die Auswirkungen des defekten Ringankers vom Dachstuhl sind noch heute an den Rissen im Kirchengewölbe zu sehen. Im Jahre 2003 erfolgte die Außensanierung des Kirchenschiffes und der großen Bleiglasfenster. Bis zum Jahre 2006 wurde noch die Treppe zum Hauptportal, das Dach und der Innenbereich der Sakristei saniert. All diese Arbeiten wurden großzügig von der Landeskirche und vom Land Sachsen unterstützt. Der Förderverein übergab für diese Arbeiten an die Kirchgemeinde einen Betrag von ca.- 53.480 Euro.

Im Jahre 2008 hatten wir mit den Vorarbeiten für die Sanierung der Orgel begonnen. Das betraf das Zwischendach über der Orgel und das Orgelgewölbe im Innern der Kirche. Das Zwischendach wurde im Jahre 2008 durch die Firmen Zimmerei Arenz und Klempnerei Mehnert fertig gestellt. Zuschüsse gab es dafür vom Landesdenkmalschutz in Höhe von 13.000 Euro, von der Landeskirche in Höhe von 7.000 Euro und vom Förderverein in Höhe von 13.000 Euro. Im Jahre 2009 wurde im August mit der Entkernung der Orgel durch die Orgelbaufirma Wünning aus Großolbersdorf begonnen. Die nachfolgenden Arbeiten betrafen das Orgelgewölbe. Durch Feuchtigkeitseinwirkungen hatte der Putz des Gewölbes großen Schaden erlitten und musste komplett erneuert werden. Diese Kosten nebst Maler – und Gerüstarbeiten betrugen ca. 6.000 Euro, welche der Förderverein übernahm. Die Bedingung des Landesdenkmalschutzes zur Förderung der Sanierung der Orgel war, dass die Bärmig–Orgel wieder in die alte Disposition zurückzuführen sei. Diese Aufgaben übernahm die Orgelbaufirma Wünning aus Großolbersdorf.
»Um das ursprüngliche Klangbild der Orgel wiederherzustellen, mussten vier Register neu eingebaut werden. Die nicht zu Bärmig’s Disposition gehörenden Register wurden entfernt, der Prospekt in Zinn neu gefertigt.«
Des weiteren wurde der Spieltisch überholt, die Windladen mussten in der Orgelwerkstatt aufwendig bearbeitet werden, um wieder dicht zu sein. Um den Orgelbalg zu sanieren, musste auch er ausgebaut und in der Orgelwerkstatt komplett überarbeitet werden. Die Balgkammer wurde von Gemeindemitgliedern erneuert und mit einem Kalkanstrich versehen. Von der Firma Elektro-Ludwig wurde die gesamte Orgelelektrik erneuert. Am 17. Oktober 2010 konnte im Gottesdienst die Wiederweihe der Orgel erfolgen.

Unser Dank geht an unseren Herrgott , dass er uns das Werk hat gelingen lassen, wir so eine zuverlässige Orgelbaufirma bekamen, sich viele Helfer und Spender aus Nah und Fern einbrachten und das Land, sowie die Landeskirche uns finanziell unterstützten.

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